Über den Stuhl

Übersetzt von Johanna Graziotto

Liebe Freunde von Sharing, heute ist hier bei uns ein Professor mit einer beeindruckenden Persönlichkeit, der mehrere Beschäftigungen inne hat. Journalist, Priester, Lehrer. Habt ihr erraten wer es ist? Wahrscheinlich schon: Federicho Pichetto (in Italien ist don Picchetto sehr berühmt; AdÜ).

> Wie viele wissen sind Sie der Schöpfer des Projekts Sharing. Woher kommt Ihr Bedürfnis den Studenten eine solche Erfahrung vorzuschlagen?

• Sharing wächst aus dem Wissen, dass man ohne die Wirklichkeit nicht leben kann. Eines der Probleme, wegen denen die Begebenheiten im Leben so komplex erscheinen und Gefühle uns so sehr verletzen, ist, dass es zu wenig Raum für die Wirklichkeit gibt, die wahre Wirklichkeit. Daher ist es notwendig, dass es einen Ort gibt an dem die Personen anfangen können, Kontakt zu der wahren Wirklichkeit zu finden.

> Wie urteilen Sie also über die Jungend von heute: Sind sie verlorene Jugendliche auf der Suche nach einem Sinn?

• Die Jugendlichen von heute sind die aus meiner Generation. Eine wichtige soziologische Studie aus den USA definiert alle Personen, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden, als „millenials“, eine Generation, die die Ideologie der eigenen Väter durch etwas sehr viel tieferes ersetzt hat: Das Drama der Existenz. Wir haben einen Wechsel erlebt. Wie unsere Väter Enthusiasten ihrer Ideen waren, so haben wir hingegen Dramen, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Ich fühle mich nicht wie ein Richter über die Jugend von heute, ich fühle mich viel eher als Teil eines Prozesses, der uns betrifft.

> Sie sind vor allem anderen in ihrer Freizeit ein Journalist, der national bekannt ist. Wann haben Sie damit begonnen und warum?

• Ich habe begonnen zu schreiben, weil ich eine Notwendigkeit verspürte von Sachen zu erzählen von denen ich sah, dass sie nicht erzählt wurden. Mir viel auf, dass beim Urteilen über eine Nachricht oder beim Kommentieren der Fakten zu häufig vergessen wurde, Mitgefühl zu zeigen, also nach der Tugend zu urteilen, dank welcher man das Gute an den Dingen sehen kann, somit also von einem menschlichen Standpunkt auf sie zu blicken. Ich habe also auf eine sehr laienhafte Weise angefangen und dieser Ansatz hat die Menschen, denen ich über die Jahre hinweg begegnet bin, berührt. So sehr, dass mir mit der Zeit immer signifikantere Erfahrungen ermöglicht wurden.

> Die letzte von diesen Erfahrungen war ja die Zusammenarbeit mit „ilsussidario.net“ (Es ist eine sehr renommierte Online Magazin mit 8 Millionen Leser; AdÜ) , welches sie vor einigen Tagen verlassen haben, um sich völlig Sharing zu verschreiben. Die Frage ist: Eine kühne Wahl oder eine zu gewinnende Wette?

• Naja, ich glaube, dass mit dem „Sussidario” einfach eine Art der Zusammenarbeit ihren Abschluss gefunden hat: wir werden sicherlich weiterhin zusammenarbeiten, auch wenn wir unterschiedliche Wege gehen. Gegenwärtig denke ich, dass das wichtigste ist, auf etwas zu setzen, das die Stimme und Würde einer ganzen Generation wieder herstellen kann. Ich meine, dass dieses Projekt Sharing, welches etwas salopp gestartet ist, sich in Wirklichkeit zu einer sehr interessanten Möglichkeit entwickelt – und tatsächlich fängt die Welt der Kommunikation an, darauf aufmerksam zu werden – um den Jugendlichen wieder eine Stimme zu geben. Den Menschen also, über die man immer redet, denen man aber nie zuhört.

> Und hier kommen wir zum Eigentlichen. Wohin glauben Sie, wird sich Sharing in einigen Jahren entwickelt haben?

• Ich glaube, dass Sharing, technisch gesehen, sich als eine gut wiederholbares Projekt definieren kann: alle Schulen können Sharing umsetzen und es wäre sehr interessant, wenn sie es auf einer einzigen Plattform machen würden, damit Sharing ein Ort des Teilens werden könnte für alle europäischen Jugendlichen die zur Schule gehen, dass es zu Begegnungen kommt und Einblicke auf die Welt miteinander teilen. Man muss diese Form der Erziehung, welche aus einer Beziehung mit der Wirklichkeit entsteht, zusammen mit einem Erwachsenen, wertschätzen.

> Also ist das Ziel immer mehr Schulen einzubeziehen und das Publikum zu erweitern…

• Ja, ich glaube, dass Sharing mit der Zeit ein Bezugspunkt auf nationaler Ebene werden kann, vielleicht sogar mehr. Es ist eine lebendige Erfahrung, bei der, je mehr Zeit vergeht, desto deutlicher ihre starke Anziehungskraft wirkt. In Sharing gibt es nichts Erfundenes. So ist es wahr, dass an Tagen nichts veröffentlicht wird, weil man es vergisst, oder weil es einem schlecht geht, oder man weniger Arbeit schafft. Sharing ist etwas echtes: Es steht kein Marionettenspieler dahinter, es gibt viele Protagonisten.

> Sie beschäftigen sich intensiv mit Sharing, aber nicht nur: Ihre Unterrichtsstunden sind die am meisten besuchten und wertgeschätzten. Wie schafft man es, die Jugendlichen auch von Themen und Argumenten zu begeistern, die manchmal als unnötig abgetan werden?

• Die Antwort ist einfach: es reicht sich diesem Problem gar nicht erst zu machen. Ich habe mir nie darüber Sorgen gemacht, die Leute zu begeistern, dagegen hatte ich immer das Problem, hineinzugehen und etwas von mir zu erzählen. Ich glaube, dies kann man mit jeglichem Inhalt machen. Tatsächlich ist mein Programm, auf dem Papier, sehr banal: Ich unterrichte die Geschichte der Religionen in einem Zeitraum von zwei Jahren und das Alte und Neue Testament im einem Zeitraum von drei Jahren. Als dies in einem Dialog mit der modernen Kultur, also mit der Poesie, der Literatur, der Musik und dem Kino. Wenn du etwas von dir einfließen lässt, während du über diese Dinge sprichst, dann hinterlässt du ein Zeichen. Der Punkt ist, dass im Unterricht du da bist: wenn du da bist, fällt es den Schülern auf, wenn du einen Vertreter schickst, verzeihen sie es dir nicht.

> Das Unterrichten der katholischen Religion schneidet sich tief mit der Berufung zum Priester. Wie haben Sie verstanden, dass Ihr Weg der des Priestertums ist?

• Das Beste, was ich dazu sagen kann ist, dass mir an einem gewissen Punkt klar geworden ist, dass ich, um tatsächlich Mann in meinem Leben sein zu können, einen anderen Weg brauchte, einen der völligen Hingabe, der totalen Weihe, zu einer Liebe, die größer ist, als meine. Sicherlich ist es der Fakt, dass ich geliebt habe, dass ich physische und reale Personen sehr gern hatte, der mich hat realisieren lassen, dass für mich, um meiner Straße zu folgen, benötigte ich eine größere Liebe.

> Um ein wenig die Enden zusammen zu führen… Federico Pichetto ist Journalist, Lehrer und Priester: in welche Ordnung setzten Sie diese, ihre Aktivitäten?

• Ich glaube, dass ich vor allem anderen ein Mensch bin, das andere sind nur Appositionen, wie uns die Grammatik lehrt. Man kann ohne die Appositionen auskommen, aber nicht ohne die Substantive.

> Abschließend, wo wird Federico Pichetto in zehn Jahren sein?

• Oh, gute Frage! Ich hoffe, dieses Substantiv, mein Mensch sein, vertieft zu haben und es hab Fleisch werden lassen, durch das, was meine Passionen und Wünsche sind. Vor allem im Bezug auf das Unterrichten und meinen Wunsch über das hinauszugehen, was ich sehe und mache. Ich will nicht am Da Vigo oder Nicoloso halt machen, sondern ich will mich der Welt öffnen.

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